
Lebensraum für Haubenlerche
Wer im Bereich der Mecklenburger Straße im Gewerbegebiet Süd unterwegs ist, wundert sich vielleicht über die immer wieder eingezäunten Flächen, in denen sich mehrere Misthaufen und Spargeldämme befinden. Hierbei handelt es sich um eine Artenschutzmaßnahme für eine vom Aussterben bedrohte Vogelart. Eine anschaulich bebilderte Tafel gibt mit vielen interessanten Ausführungen Aufschluss darüber.
Die Haubenlerche war bis in die 1990er- Jahre in der nordbadischen Oberrheinebene weit verbreitet gewesen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gingen die Bestände jedoch dramatisch zurück und mittlerweile gibt es in Baden-Württemberg nur noch wenige Brutpaare. Die vom Aussterben bedrohte Vogelart steht daher unter besonderem Schutz.
Von großer Bedeutung ist somit auch das Vorkommen der Haubenlerche in Ketsch. Mit der Umsetzung des Bebauungsplanes „Gewerbegebiet Süd, 4. Änderung“ galt es zu handeln: Zwischen der Gemeinde Ketsch und dem Vorhabenträger sowie der projektentwickelnden Firma und dem Land Baden-Württemberg wurde ein Vertrag geschlossen. Hierbei übernimmt die Gemeinde Ketsch die Trägerschaft für die Durchführung der Artenschutzmaßnahmen. Die Kosten trägt zu einem überwiegenden Teil die projektentwickelnde Firma. Das Land Baden-Württemberg stellt die für die Maßnahmen erforderlichen Grundstücke zur Verfügung.
Im Zuge besagter Artenschutzmaßnahmen wurden im Gewerbegebiet Süd zwei Habitatflächen für die Haubenlerche ausgewiesen und eingezäunt. Dort wurden unbepflanzte Spargeldämme angelegt - die sandigen Böden sind ein bevorzugter Lebensraum für die Haubenlerche - und mehrere strohreiche Pferdemisthaufen gesetzt, die allerlei Insekten anziehen und somit das Nahrungsangebot für die Haubenlerche steigern. Vor allem während der Jungenaufzucht benötigen die Vögel, die ihren Namen der spitzen Federhaube auf ihrem Kopf verdanken, viele Insekten, Spinnen und Würmer.
Die beiden eingezäunten Habitatflächen umfassen 1,4 Hektar und wurden gärtnerisch nicht gestaltet, sondern einer Spontanbegrünung überlassen. Da im April die Brutzeit begonnen hat, mussten im Gewerbegebiet Süd weitere Flächen, in denen die Haubenlerche derzeit brütet, vorübergehend eingezäunt werden, um die erfolgreiche Aufzucht der Jungvögel zu unterstützen. Die Haubenlerche baut ihre Nester in der Zeit von April bis Juli und tarnt diese gut am Boden.
Die gesamte Maßnahme ist auf 25 Jahre angesetzt und wird von externen Fachgutachtern wissenschaftlich begleitet. Mit regelmäßigen Monitorings werden unter anderem die Bruterfolge überwacht und dokumentiert.
Bei der herbstlichen Pflege der Habitatflächen werden die Pferdemisthaufen entfernt. Im darauf folgenden Frühjahr werden, noch vor Beginn der Brutzeit, neue Misthaufen an geringfügig veränderten Stellen gesetzt.
Ziel der Maßnahmen ist es, das Vorkommen der Haubenlerche südlich von Ketsch langfristig zu sichern sowie eine Quellpopulation aufzubauen, aus der heraus zum Fortbestand der Vogelart künftig neue Reviere besetzt werden sollen. sas/Fotos: Janson
Die Gemeindeverwaltung bittet die Bevölkerung, den Lebensraum der Haubenlerche zu respektieren und sich im Gewerbegebiet Süd, insbesondere im Bereich der Habitatflächen, achtsam zu verhalten. Hunde sollten auf Feld und Flur unbedingt angeleint werden. Auch das Überfliegen der eingezäunten Flächen mit Drohnen ist weiträumig untersagt.