Extensivierung
Biodiversität: Ketsch blüht auf - mit heimischen Pflanzen!
Es ist bunter geworden in der Enderlegemeinde: Auf vielen Grünstreifen und -flächen sind Wildkräuter zu finden - wertvolle Nahrungsquellen für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. „Wir lassen unsere Grünflächen nicht verwildern, sondern wollen einen nützlichen Beitrag für den Naturschutz leisten“, stellt Bürgermeister Timo Wangler klar und fügt hinzu: „Für manche Bürgerinnen und Bürger mag dieser neue Umgang mit unseren Grünflächen vielleicht ein ungewohntes Bild sein, aber es wurde höchste Zeit, aktiv zu werden und mit einem modernen, zeitgemäßen Pflegemanagement den Arten- und Umweltschutz unter einen Hut zu bringen und Ketsch für die Zukunft klimafit zu machen.“ Im Bebauungsplan „Fünfvierteläcker“ sei die Extensivierung bereits festgesetzt worden: „Nun gilt es, sie auf weiteren Grünflächen anzuwenden!“
Was bedeutet Extensivierung?
Im Gegensatz zu einer intensiven Pflege mit regelmäßiger Mahd wird bei der Extensivierung nur zweimal im Jahr gemäht: Ende Mai/Anfang Juni und Mitte September. Dies spart nicht nur Arbeitszeit und Kosten, sondern die Pflanzen haben dadurch die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Der Gemeine Bärenklau beispielsweise wächst gerne am Wegesrand. Durch extensive Pflege kann er sich adäquat entfalten.
Wichtig ist es, die Pflanzen im Blick zu behalten. Wenn sich konkurrenzstarke Wildkräuter ausbreiten, kann durchaus auch ein situationsangepasstes Mähen erforderlich werden. „Bei der Extensivierung ist nichts in Stein gemeißelt“, erläutert Umweltbeauftragter Dominique Stang. Jede Grünfläche habe ihre eigenen Gesetze und biete individuelle Voraussetzungen für ihre Flora. Extensivierung bedeute daher nicht, die Grünflächen sich selbst zu überlassen. Ziel sei es, aus dem Bestand heraus eine blühwiesenähnliche Pflanzengesellschaft zu etablieren: durch eine dem Standort angepasste pflanzen-, insekten- und klimafreundliche Mahd. Diese Entwicklung brauche Zeit.
Ein weiterer Vorteil von extensiv gepflegten Grünflächen liegt auf der Hand: Sie bieten Lebens- und Rückzugsräume für Insekten mit positiven Folgeeffekten unter anderem für Vögel und Fledermäuse.
Pflegerand und Altgrasstreifen
Regelmäßig gemäht werden die Randbereiche während der Vegetationszeit: Etwa alle zwei bis drei Wochen wird entlang von Fuß- und Radwegen sowie der Straße ein ca. ein Meter breiter Randstreifen gemäht, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und auch, um die Extensivierung sichtbar zu machen. Durch den Pflegerand ist der extensivierte Bereich deutlich zu erkennen.
In den Wintermonaten werden an hierfür geeigneten Stellen Altgrasstreifen stehen gelassen, unter anderem auf den Grünflächen in der Wiesenbacher Straße, vor der Rheinhalle und in der Nelkenstraße. Altgrasstreifen werden von Tieren unter anderem als Rückzugsorte, zur Eiablage und zum Überwintern genutzt, denn sie finden dort Unterschlupf und Nahrung. So bleibt der Lebensraum vieler Kleintierarten erhalten.
Positives Feedback
„Aller Anfang ist schwer! Wir sind erst vor kurzem an den Start gegangen und das Ziel ist noch in weiter Ferne“, macht Bürgermeister Wangler anhand des sportlichen Vergleichs deutlich, dass man sich im experimentellen Stadium befinde. Im Umgang mit einem klima- und umweltfreundlichen Mahdzyklus müsse man Erfahrungen sammeln und abwarten, wie sich die Grünflächen über einen längeren Beobachtungszeitraum hinweg entwickeln, um dann die Pflegemaßnahmen standortangepasst zu steuern. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Dies zeigen uns auch der Zuspruch und das positive Feedback aus der Bevölkerung“, bringt Bürgermeister Wangler seine Freude über die Akzeptanz zum Ausdruck.sas/Fotos: Stang/Janson
Der Entwicklungsprozess aus dem Bestand erfordert Geduld: Aus der Grünfläche im Neurott...
...könnte sich - durch angepasste Mahdhäufigkeit zur Förderung der lokalen Flora - eine Blühwiese entwickeln, die bestensfalls so schön werden könnte wie jener Blühstreifen in der Gutenbergstraße.